Skulptur der Erinnerung: Ein nicht gelebtes Leben

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Denkmal

Vor dem Rathaus in Neustadt (Hessen) steht seit Kurzem ein Kunstwerk, das an die von den Nationalsozialisten vertriebe­nen und ermordeten jüdischen Mitbürger erinnert.

An diesem Ort der Erinnerung findet man weder Stolpersteine noch eine Gedenktafel, sondern eine In­stallation aus Bank, Tisch und Buch. Der Künstler Hans Schohl aus Kirchhain-Anzefahr konzi­pierte für den Gedenkort eine Bank und einen Tisch aus Cor­tenstahl, die miteinander ver­bunden sind. Auf dem Tisch liegt das Buch „Ein nicht gelebtes Leben“. Es ist die fiktive Lebens­geschichte von Hans Lilienfeld, der 1930 in Neustadt (Hessen) geboren, dort aufwuchs, zur Schule ging und 1944 im KZ Auschwitz ermordet wurde. In den Tisch eingefügt wird noch eine Gusstafel mit den Wor­ten des Philosophen Immanuel Kant „Der Mensch hat keinen Preis. Der Mensch hat Würde.“ Laut Hans Schohl wird mit dem Gedenkort der Versuch unter­nommen, den Kampf gegen das Vergessen über ein aktives Mit­gestalten zu führen. Durch Er­zählungen gibt man Menschen eine persönliche Geschichte. Bank und Tisch sind lediglich der Ort, die Erinnerung und Mahnung entsteht sowohl beim Autor als auch beim Leser durch die Erzählung.

„Es ist durchaus Aufgabe eines Denkmals Anlass zu Diskussio­nen zu geben. Der Ansatz „ein nicht gelebtes Leben“ in Worte zu fassen, soll nicht relativie­ren, sondern aufzeigen, was über 6 Mio. Menschen durch ein mörderisches Regime ge­nommen wurde, nämlich ihr Leben“, erklärt Bürgermeister Thomas Groll. Wer Interesse hat, ist eingeladen, selbst einen Text über „ein nicht gelebtes Leben“ zu verfassen oder auch einen Text über jüdisches Le­ben in Neustadt und Momberg zu verfassen und bei der Stadt Neustadt einzureichen. Der Er­innerungsort, das Kunstwerk und auch das Buch sollen sich verändern und immer wieder zum Nachdenken anregen.

Am 27. Januar 2021, einem von Bürgermeister Thomas Groll bewusst ausgewählten Datum, wurde das von Hans Schohl konzipierte Kunstwerk der Stadtgesellschaft übergeben.

Der 27. Januar ist der Interna­tionale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts und in Deutschland seit 1996 ein ge­setzlich verankerter Gedenktag. Er ist als Jahrestag bezogen auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernich­tungslagers Auschwitz-Birke­nau durch die Rote Armee im letzten Jahr des Zweiten Welt­kriegs. Aufgrund der Corona- Pandemie war es am 27. Januar 2021 leider nicht möglich, eine Gedenkstunde im größeren Kreis abzuhalten. Eine offiziel­le Einweihung soll nachgeholt werden. Bürgermeister Groll kündigte zugleich an, zukünftig alljährlich eine Gedenkveran­staltung am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozia­lismus durchzuführen.

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Autor:in

Rotkäppchenland

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35279 Neustadt (Hessen)