Landgraf Carl von Hessen-Kassel plante einen Schifffahrtsweg in Form eines Treidel-Kanals zwischen Weser und Lahn zu bauen. Auf solchen Treidel-Kanälen wurden die Schiffe vom Ufer auf „Treidelpfaden“ von Menschen, Ochsen oder Pferden aus stromaufwärts gezogen. Der Hugenotte Denis Papin, Physikprofessor an der Universität Marburg, unterstützte ihn mit seiner Erfindung der Doppelkammerschleuse zur Überwindung der Wasserscheiden, auch der Rhein-Weser-Wasserscheide bei Mengsberg. Landgraf Carl begann 1710 mit dem ehrgeizigen Kanalbauprojekt in der Hugenottenstadt Bad Karlshafen. Der Kanal sollte bis nach Marburg verlaufen, von da ab sollten die Schiffe lahnabwärts zum Rhein fahren. Letztlich verfolgte Landgraf Carl damit ein Vorhaben von europäischer Bedeutung – ein Schifffahrts-Bindeglied und zollfreier Warenverkehr von Nord- nach Südhessen. Die Kanalbauarbeiten endeten 1729 kurz vor Hofgeismar. Landgraf Carl starb 1730, sein Werk wurde aus Kosten- und Technikgründen nicht fortgesetzt, die Schifffahrt eingestellt.
Die Baupläne zeigen uns aber, wohin ihre Realisierung hätte führen können: Vor Treysa wäre ein Hafenumschlagplatz entstanden, und zur Überwindung der Rhein-Weser-Wasserscheide wären zwischen Mengsberg und Hatzbach ein Kanaltunnel von ca. 20 m Tiefe und Schleusenbauten notwendig geworden! Der hugenottische Physiker Denis Papin berechnete damals die technischen Voraussetzungen für das Hebewerk an der Wasserscheide. Letztlich scheiterte das Projekt, weil es zu teuer und aufwendig war und Landgraf Carl früh verstarb. So wäre beinahe Mengsberg zum Handelsumschlagplatz geworden.
Zur Erinnerung an die für die damalige Zeit außergewöhnlichen, weitreichenden Planungen des Landgraf Carl wurden an vier Standorten (Bad Karlshafen, Hofgeismar, Treysa, Rauschenberg) am realen bzw. imaginären Kanalverlauf Treidelkahn-Nachbauten aufgestellt.
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Autor:in
Rotkäppchenland
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